Gerbereimuseum

Ein kleiner Teil des Museums ist dem Gerbergewerbe gewidmet. Während die Stadt Wiltz Stolz auf seine Jahrhunderte alte Brautradition ist, existierte daneben auch noch ein anderes wichtiges Standbein der lokalen Wirtschaft, das der Ledergerberei. Die Anfänge der Wiltzer Lederindustrie reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert. Allein im Jahr 1868 gab es in Wiltz 28 Gerbereien, wovon zwei bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts überlebten, die Lederfabriken Ideal und Lambert. In der Periode zwischen den beiden Weltkriegen lieferte die Lederfabrik Ideal Feinleder in die ganze Welt und beschäftigte bis zu 1200 Personen.

Es geschah vor dem großen Eingangstor der Idealwerke, wo am 31. August 1942 mutige Lederarbeiter zum Generalstreik gegen die deutsche Besatzung aufriefen. Dieser Streik griff auf das ganze Land über, ausgelöst durch eine Welle von Protest und Wut gegen die Zwangsrekrutierung der jungen Luxemburger in die deutsche “Wehrmacht”.

Die Lederherstellung lief auch anfangs nach dem 2. Weltkrieg problemlos weiter. Um 1950 waren die Idealwerke die größte Luxuslederfabrik von Westeuropa. Trotzdem musste sie im Jahre 1961 schließen. Die Gerberei Lambert beschäftigte bis zu 300 Personen und produzierte vor allem Sohlleder und Antriebsriemen. Dieses Werk beendete die Produktion im Jahr 1953.

Ab 1961 war die Stadt Wiltz nicht mehr die Hauptstadt des Leders und somit verschwand eine vierhundertjährige Tradition. Modernere und billigere Prozeduren, die internationale Konkurrenz und die Erfindung des Kunstleders waren mit Schuld am Untergang der letzten beiden Wiltzer Gerbereien und dem Schicksal der Arbeitslosigkeit zahlreicher Einwohner unserer Stadt.